Bundesbahn vertreibt Herner „Gartenzwerge“

Bundesbahn vertreibt Herner „Gartenzwerge“

Kleingärtner proben Aufstand

„Jetzt beginnt für mich der Gang nach Canossa.“ Stadtbaurat Terhoeven lag mit dieser seiner Befürchtung, die er während der letzten Sitzung der Sodinger Bezirksvertretung äußerte, absolut richtig. Rund 50 Anwohner der Augustastrasse, die geduldig bis zum vorletzten Tagesordnungspunkt ausgeharrt hatten, hielten mit ihren Unmutsäußerungen nicht hinter den Berg.

K800_WAZ10Mai1989

„Diejenigen, die geschlafen haben, müssen bestraft werden! Wurde im Amt nur geschlafen oder wurden absichtlich die Augen geschlossen?“ So Schallte es den versammelten Bezirksvertretern und dem Stadtbaurat aus den Reihen der empörten Zuschauer entgegen.

Bei dem Tagesordnungspunkt 10, der verhandelt wurde, ging es um ein Grundstück mit 64 Kleingärten an der Augustastraße beziehungsweise Kremerstrasse in Horsthausen, das von der Eigentümerin, der Deutschen Bundesbahn, als Bauland verkauft werden soll. Schon 1984 hatte die Bundesbahn, gestützt auf den damals gültigen Bebauungsplan, ein Bauvoranfrage gestellt. Proteste der Kleingärtner führten damals dazu, daß 1985 für den gesamten Bereich des Bebauungsplanes 44 eine Veränderungssperre erlassen wurde.

„Diejenigen, die geschlafen haben, müssen bestraft werden! Wurde im Amt nur geschlafen oder wurden absichtlich die Augen geschlossen?“ So Schallte es den versammelten Bezirksvertretern und dem Stadtbaurat aus den Reihen der empörten Zuschauer entgegen.

Bei dem Tagesordnungspunkt 10, der verhandelt wurde, ging es um ein Grundstück mit 64 Kleingärten an der Augustastraße beziehungsweise Kremerstrasse in Horsthausen, das von der Eigentümerin, der Deutschen Bundesbahn, als Bauland verkauft werden soll. Schon 1984 hatte die Bundesbahn, gestützt auf den damals gültigen Bebauungsplan, ein Bauvoranfrage gestellt. Proteste der Kleingärtner führten damals dazu, daß 1985 für den gesamten Bereich des Bebauungsplanes 44 eine Veränderungssperre erlassen wurde.

Nur vergaß die Verwaltung schlichtweg das für die Bundesbahn gültige Ablaufdatum. So war man im Baudezernat, als Ende vergangenen Jahres erneut eine Bauvoranfrage für dieses Gelände gestellt wurde. Denn hier ging man immer noch davon aus, daß diese Veränderungssperre bis Mitte 1989 Gültigkeit hätte, und bis zu diesem Zeitpunkt wollte man den Bebauungsplan geändert haben.

Da aber nach Aussagen von Terhoeven im ganzen Dezernat über den Vorgang keine Akten aufzutreiben waren, blieb ihm nach eigenem Bekunden nichts anderes übrig, als sich durch alte Zeitungsausschnitte und Kopien, die ihm die Bundesbahn zusandte, zu informieren. Als der Vertreter der Grünen daraufhin die Anschuldigung erhob, Teile der Verwaltung hätten schlampig gehandelt, konnte Stadtbaurat Terhoeven nur zustimmend mit dem Kopf nicken.

Nach einigem hin und her lehnten die Bezirksverordneten die Vorlage der Verwaltung einstimmig ab und sprachen sich stattdessen für den Erhalt der Kleingärten aus.

Die Verwaltung wurde anschließend beauftragt, bis zur Sitzung des Planungsausschusses alle Möglichkeiten zu prüfen,  die zu einem Erhalt der Gärten beitragen können.

Terhoeven dämpfte allerdings allzu große Erwartungen. Denn seiner Meinung nach hätte die Bundesbahn einen Rechtsanspruch auf einen positiven Bescheid. Und eine Entschädigung oder einen Ankauf durch die Stadt oder das Land zu Baulandpreisen, cirka 3,5 Mio Mark, hielt er für unwahrscheinlich.

(WAZ 10 Mai 1989)